Das letzte Hafenstück ohne Einschiffung
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"Das letzte Hafenstück ohne Einschiffung" bezieht sich vom Titel und von dem kompositorischen 'Vorhangprinzip' her auf die Hafenstücke von Claude Lorrain, nimmt aber gleichzeitig eine bestimmte Ansicht des Duisburger Binnenhafens auf.
180 x 280 cm, Öl auf Leinwand, 1991 (Sammlung Gelsenwasser AG)
Havarie humpelnder Haie
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"Havarie humpelnder Haie". In der etwas sarkastischen Alliteration des Titels wird die tragische Sinnlosigkeit des deutschen U-Boot-Krieges konterkariert, hier mit einem Motiv aus La Rochelle an der französischen Atlantikküste.
"Ritterbuschs Kunstwerke verdeutlichen bildreich die unentrinnbare Verkehrung menschlicher Hybris. Sie stellen die Endlichkeit ins hellste Licht und damit dem ungestümen Zukunftsglauben entgegen.“ Anne Rossenbach
190 x 280 cm, Öl auf Leinwand, 1990/91 (Langjährige Leihgabe für das Foyer des NRW-Wirtschaftsministeriums)
Das Abendmahl
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"Das Abendmahl" ist das größere Schwesterbild der "Havarie", es greift mit den Öffnungen des U-Boot- Hangars unbewusst in etwa die Fensterkomposition von Leonardos Mailänder Wandgemälde auf, was ihm zu seinem Titel verhalf.
"Das 1991 datierte Abendmahl wird noch 2006 mit einer 'Leerstelle' in der rechten Mitteltafel abgebildet, die heute eine kleine Statue mit einem Helm ausfüllt, ein der Form nach offensichtlich französischer Adrian-Helm, wie er im ersten Weltkrieg von den französischen Truppen getragen wurde. Damit fügt dies kleine, surreal eingefügte Kriegerdenkmal der räumlich-atmosphärischen Verunklärung auch eine zeitliche hinzu. Denn dieser U-Boot-Bunker stammt eindeutig aus dem Zweiten Weltenbrand." Thomas Schleper
140 x 415 cm, Öl auf Leinwand, 1991
Die Belagerung
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"Die Belagerung" weist eine erschreckende Ähnlichkeit mit der Szenerie des 11.9. 2001 in NY auf, wurde aber bereits 1995/6 gemalt und auch schon 2000 in Aachen mit ausgestellt.
Das brennende Gebäude zitiert faktisch das Prudential-Hochhaus in Warschau, lange Zeit das höchste Gebäude Europas, welches in den Kriegstagen des Warschauer Aufstandes eine ähnliche Rauchentwicklung zeigte. Wie so oft im Turmzimmer-Zyklus also auch hier eine ungewollt doppelte historische Aufladung.
190 x 280 cm, Öl auf Leinwand, 1995/6
Energien des Südpols
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"Energien des Südpols" bildet das Hauptwerk des seit etwa 1987 bearbeiteten Zyklus "Der Kampf um die Pole", welcher aus umfangreicheren Serien von kleineren Ölbildern und Papierarbeiten besteht.
Ob die dargestellte Landschaft noch eisbedeckt ist, bleibt unklar, nicht aber die Ausbeutung und Nutzbarmachung auch noch der unwirtlichsten Winkel des Planeten.
190 x 280 cm, Öl auf Leinwand, 1990
Am Anfang war nicht das Wort
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Der Titel "Am Anfang war nicht das Wort" könnte eine philosophische Frage aufwerfen, sofern man ihn auf die relativ kurze Entwicklungsgeschichte der Primaten bezöge.
Trotz aller offenbaren Dynamik der meteorischen oder meteoritischen Prozesse ein eher pastorales Landschaftsmotiv, welches in den Rahmen des Turmzimmers, wo ja eher von der Gestaltungs- und Zerstörungskraft des Menschen gesprochen wird, nur am Rande hineinpasst.
190 x 280 cm, Öl auf Leinwand, 1990
Die Erfindung des Christentums
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"Die Erfindung des Christentums“.Hauptwerk des 'Rüdersdorf-Zyklus', der aus Bildserien und Foto-Übermalungen besteht.
“Klaus Ritterbusch entdeckte das Zementwerk Z II in Rüdersdorf 1995 für sich und fotografierte die mehr oder weniger einsturzgefährdete Ruine. Das Werk, im Dritten Reich technisch avanciert, war von den bekannten Industriearchitekten Fritz Schupp und Martin Kremmer entworfen worden. Zu DDR-Zeiten verkam die Anlage, unter anderem fielen die Luftfilter aus. Auf dem gesamten Gelände bereitete sich eine dicke Kalkschicht aus, die als Dünger wirkte, so dass das Werk mit einem leuchtend grünen Moosteppich überzogen wurde. 1996 wurde die Ruine abgerissen.“
Daniel Stemmrich
220 x 280 cm, Öl auf Leinwand, 1995-97
Der Durchbruch
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"Der Durchbruch“. Dargestellt wird eine der drei Produktionshallen der Otto Schickert-Werke in Bad Lauterberg, wo streng geheim Wasserstoffperoxyd für den V2-Raketenantrieb hergestellt wurde: an diesem Standort kam die nahe Odertalsperre dem hohen Strombedarf entgegen.
Da der militärische Zweck weder den meisten Anwohnern noch den Alliierten bekannt war, blieb die Anlage von Bombardierung verschont, die hier sichtbaren Einstürze gehen auf natürlichen Verfall zurück. Alle Aggregate waren 1945 nach England verschifft worden.
Die Halle konnte noch 1991 vom Künstler besichtigt werden, 2 Jahre später erfolgte der endgültige Abriss.
188 x 280 cm, Öl auf Leinwand, 1992 (Sammlung LWL Industriemuseum Dortmund)
La Poubelle
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"La Poubelle“ stellt den Sammlungsbunker der Müllverbrennungsanlage in Düsseldorf-Flingern dar.
Dieses Gemälde konnte in vielen Themenausstellungen gesehen werden, so bildete es z.B. in der fünf Jahrhunderte umfassenden Schau 'Die zweite Schöpfung – Bilder der industriellen Welt' im Berliner Gropius-Bau das metrisch größte Abschlusswerk.
" 'La Poubelle' als geistloser, lebensferner Raum einer Gesellschaft des 21. Jahrhunderts, die sich dazu aufgeschwungen hat, Gott zu spielen? Auf jeden Fall ein faszinierendes Kunstwerk und mein derzeitiges Lieblingsbild im Kunstmuseum Gelsenkirchen.“ Michael Schulz
280 x 360 cm, Öl und Acryl auf Leinwand, 1991/2 (Dauerleihgabe der RWE AG im Kunstmuseum Gelsenkirchen)
Orakel 300 C
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Bei "Orakel 300 C“ handelt es sich um ein Auftragsbild der Babcock AG:eine fiktive technische Röhre, in der mysteriöse Schweißarbeiten stattfinden.
Gegenüber der kalten Perfektion des Edelstahls bilden die Figuren einen Gegenpol, wirken aber gerade deshalb auch verloren und hilflos.
Das '300 C' im Titel gibt die Farbbezeichnung des im Hintergrund schimmernden Blautons an.
215 x 280 cm, Öl auf Leinwand, 2001 (Sammlung Thyssen Marine, Kiel)
Fortissimo
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"Fortissimo“ stellt die irreal entleerte ehemalige Turbinenhalle des Kraftwerks Peenemünde dar, der Versuchsanstalt für das Raketenprogramm bis 1945. Der Titel bezieht sich aber gleichzeitig auf die heutige Nutzung der Halle als Konzertsaal des Usedomer Musikfestivals.
"Findet sich im Sinne einer klassisch-aufklärerischen Lichtmetapher Erleuchtung oder ist die Umgebung der Halle gar ein lebensfeindlicher Raum?..Gänzlich geheimnisvoll wird das Bild durch die transparente Glocke als einzigen Einbau in den Raum, dessen Zweck nicht geklärt werden kann und soll.“ Philipp Aumann
" Von einem stoßartigen Energieeinfall, vom blinden und potentiell blind machenden Lichtsturm der Sonne, der von außen eindringt und das Gebäude flutet. Er überstrahlt auch die Gitterform der Fensterflächen und überblendet das Muster der blanken Bodenfliesen: Gleißende Antwort auf die Transparenz aus Stahl und Glas, mit denen sich die modernen Architekten dazumal und in der Folge weltweit empfahlen?“ Thomas Schleper
190 x 280 cm, Öl auf Leinwand, 2016 (Sammlung Historisch-Technisches Museum Peenemünde)
Standard Buried Collector
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Das "Standard Buried Collector“ zeigt architektonisch ziemlich real einen unterirdischen Funktionsraum des Düsseldorfer Abwassersystems, den Ritterbusch seit 1990 mehrfach besichtigt hat, durch die farbliche Gestaltung wird daraus aber etwas gänzlich anderes, was vielleicht eher an eine mysteriöse Nekropole oder auch an Fort Knox denken lässt.
Der Titel nimmt einen Fachausdruck der bipolaren Halbleitertechnik auf, deutet aber ebenfalls auf den Kollektor, bzw. das Sammelbecken für Starkregen hin, welches sich nebenan befindet.
Von diesem Motiv existieren weitere kleine Variationen, zusammen mit zahlreichen Ölbildern und Pastellen aus dem Abwassersytem, fand dazu 1991 die Einzelausstellung "Im Reich der Schatten“ im Stadtmuseum Düsseldorf statt.
190 x 280 cm, Öl auf Leinwand, 2017
Machappella
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"Machappella“. Man stellt sich hier eine imaginäre Hochtechnologie vor, wobei das zweifache Auftreten fast aller Bildelemente, noch einmal gedoppelt durch die Spiegelung, den Aspekt der Digitalisierung aufnimmt. Als eine Wortneuschöpfung wird aus 'macchina' und 'cappella' der Titel, wobei in dessen erster Silbe auch der sich auf Ernst Mach beziehende Name eines Supercomputers steckt.
Die Maschine als Demiurg – im Zuge der Künstlichen Intelligenz eine nicht mehr ganz abwegige Vorstellung.
190 x 280cm, Öl auf Leinwand, 2017/8 (Sammlung LWL Westfälisches Museum für Industriekultur)
The gilded wound
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„The gilded wound“ übernimmt einige Strukturen der Carlin Mine in Nevada, um diese surreal zu überhöhen. In dem zeitweise größten Goldfördergebiet der Welt wurde das Metall erstmalig aus kalkhaltigen Sedimenten ober- wie unterirdisch herausgewaschen, für diese Art der 'invisible gold' - Gewinnung setzte sich später 'Carlin Type' als Bezeichnung durch.
Noch in der Zeit der amerikanischen Ureinwohner stellte es ein Sakrileg dar, den gottgegebenen Erdboden aufzugraben und somit zu verletzen, daher der Titel des Gemäldes, welches das Spannungsverhältnis thematisiert zwischen ganzheitlicher Naturverehrung und der Sucht nach dem vielleicht stabilsten aller Tauschwerte, welcher eine der Säulen fast jeder Hochkultur ausmachte.
140 x 190 cm, Öl auf Leinwand, 2023/24.
Peak Oil II
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"Peak Oil“ könnte man als furiosen Höhe- und Endpunkt des Ölzeitalters sehen. Die horizontale, phallisch-martialisch anmutende Gasabfackelung wurde von einer realen Ölplattform übernommen, die anderen Aggregate sind aus unterschiedlichen Anlagen zusammengesetzt.
Eine frühe 'Peak Oil-Theorie' datiert schon aus den Fünfziger Jahren, sie hatte aber erst nach 2000 durch eine Neufassung von C.J. Campbell Tausende von Anhängern, vor allem an der nordamerikanischen Ostküste, die von dem vollständigen Erliegen allen Warentransports nach dem Versiegen der letzten Ölquellen ausgingen und deshalb alarmistisch die Selbstversorgung vorantrieben.
Bekanntlich verlief die Entwicklung anders, was diesem pyromanischen Bild auch einen ironischen Unterton verleiht.
140 x 190 cm, Öl auf Leinwand, 2021/22
The big bubble
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"The big bubble“. Eine perfekt anmutende Hochhausetage, die wegen der hinten angedeuteten 'The Gherkin'-Silhouette in London spielen könnte. An der Säule sind die aramäischen Schriftzeichen aus dem Rembrandt-Gemälde "Belsazar“ graffitiartig aufgenommen worden. Das legendäre, alttestamentliche Gemälde ist ebenfalls in London, in der National Gallery zu sehen.
Die inhaltliche Verknüpfung dieser beiden Aspekte bleibt dem Betrachter überlassen, sie könnte zwischen Ironie und Tragik oszillieren.
180 x280 cm, Öl und Leuchtpigment auf Leinwand, 2019
Synapse II
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'Synapse II' bildet nach dem halb so großen Hochformat 'Rechenzentrum' eine zweite Version des gleichen Themas. Intensive Rottöne von angedeuteten Dioden dramatisieren und überhöhen zunächst unspektakuläre, weil nicht sichtbare milliardenfache Mikroschaltungen.
Die Hochtechnologie einer solchen Szenerie hat bisher offenbar noch nicht Eingang in die Malerei gefunden, weil eine immer weiter wachsende Dominanz dieses Zugangs zur Welt in umgekehrtem Verhältnis steht zu ihrer plausiblen, nachvollziehbaren Visualisierbarkeit.
Mit 'Synapse II' wird der Versuch unternommen, diese Diskrepanz in duochromer, also quasi bipolarer Eindringlichkeit zu überwinden.
190 cm x 280 cm, Mischtechnik auf Leinwand, 2020
Links zu weiteren Arbeiten:
www.punzmann-contemp.com
www.galerie-kk.de(Tronien und Masken)
klimatische-eruptionen.klaus-ritterbusch.de(Klimatische Eruptionen)
Links zu weiteren Informationen:
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